Eine Frau beschimpfte meine Tochter und mich über längerer Zeit. Unter anderem betitelt sie uns als Flittchen. Grundsätzlich tut sie dies, weil sie sehr unzufrieden mit sich selbst ist. Aber sie spricht hier etwas in unserer Gesellschaft Tiefliegendes an. Zum einen unterstellt sie uns, dass wir viele wechselnde Sexualpartner haben. Wieso? Weil wir uns freizügig kleiden und bewegen, weil Tattoos unsere Körper schmücken. Sie kennt mich aber gar nicht und noch weniger meine damals 16jährige Tochter, die bis dahin nichtmal einen Freund hatte. Sie kennt mein Wertesystem nicht, sie kennt meine Weltanschauung nicht und sie bereitet sich auch keine Mühe sich mit mir zu beschäftigen. Sie lehnt mich komplett ab. Ja sie beschimpft nicht mal mich und uns persönlich, sie schimpft bei Dritten über uns. Immer und immer wieder.
Aus Frustration geboren, bedient sie sich eines gelernten Mittels, nämlich dem, dass Frauen nur etwas wert sind, wenn sie sich „rein“ halten, ohne zu bemerken, dass sie sich mit dieser Beschimpfung selbst erniedrigt. Als Frau diesem Muster zu folgen bedeutet, wir nehmen diese Regeln an. Es bedeutet diese dem Mann mindere Stellung in der Gesellschaft anzunehmen.
Ich bin sehr stolz auf meine Tochter und freue mich, dass sie sich selbst liebt und dies auch zeigen mag. Doch ist das richtig? Was hat meine Tochter lernen müssen durch mich? Denn was diese Frau auch nicht weiß ist, dass meine Tochter mich als ihr Vorbild hatte. Sie hatte eine Mutter zum Vorbild, die sexuell missbraucht wurde und somit komplett fehlgeleitet war. Sie hatte eine Mutter die dachte, dass sie nur etwas wert sei, wenn sie sich sexuell verfügbar zeigt. Was sind Menschen wie ich für traurige Vorbilder für Kinder? Nachdem ich meine Geschichte aufarbeiten konnte, war ich endlichen in der Lage ein richtiges Vorbild für meine Tochter zu werden und auch ihr Großwerden aufzuarbeiten. Heute können wir über alles reden. Erst heute bin ich in der Lage ihr wirklich zur Seite zu stehen und ein echtes Vorbild zu sein.
Wie traurig, dass Menschen über andere meinen urteilen zu müssen, ohne auch nur ein Fünkchen über sie zu wissen.
